Was ist Somatic Experiencing® (SE®)?

Somatic Experiencing® ist eine nachhaltig wirkende körperpsychotherapeutische Methode zum besseren Verständnis, zur Prävention, zur Bewältigung und zur Integration von Schock, chronischem Stress und Traumasymptomen. SE® wurde von dem amerikanischen Traumaforscher, Psychologen und Körpertherapeuten Dr. Peter Levine in den vergangenen 45 Jahren entwickelt. Bahnbrechend war seine Erkenntnis, dass es sich bei „Trauma” nicht nur um eine psychische, sondern um eine komplexe psycho-physiologische Reaktion handelt. Das bedeutet, dass den oftmals unbewussten automatischen Antworten des Körpers eine zentrale Rolle in der Heilung des Traumas zukommt.

Trauma und wissenschaftlicher Hintergrund von SE®

Durch Beobachtung seiner Patienten und in freier Wildbahn lebender Tiere erarbeitete Peter Levine tiefes Wissen über die Entstehung von Trauma.

Begegnet ein Mensch einem bedrohlichen Ereignis, reagiert sein Körper auf archaische, instinktive Weise.

Der evolutionär älteste Teil unseres Gehirns, das Stammhirn, stellt den Körper auf den Flucht- oder Kampfmodus ein, um der Gefahr zu entkommen bzw. sie abzuwehren. Wenn sowohl die Flucht- als auch die Kampfreaktion aussichtslos oder verstellt erscheinen, kann der Körper die Erstarrungreaktion, auch Totstellreflex genannt, als dritte Möglichkeit aktivieren, um das Überleben zu sichern. Diese unwillkürlichen Reaktionsmuster haben wir mit allen Säugetieren gemeinsam. Werden sie erfolgreich abgeschlossen, findet der Körper sein natürliches Gleichgewicht wieder und das Leben kann gestärkt in seinen sicheren Bahnen dahinfließen.

Trifft eine Bedrohung jedoch zu stark, zu schnell, zu überwältigend auf das Nervensystem, werden diese Reaktionen zwar angestoßen, kommen aber nicht mehr zur Ausführung oder zum Abschluss.

Die bereitgestellte Überlebensenergie kann nicht wieder abgebaut werden, die hohe Aktivierung im Nervensystem bleibt bestehen und die Fähigkeit des Körpers zur Selbstregulierung wird gestört.

Dies kann viele Auslöser haben wie z.B. Unfälle, Naturkatastrophen, Gewalt, Krankheit, medizinische Eingriffe, Schwangerschafts- und/oder Geburtsprobleme, Vernachlässigung, Verlust/Tod eines nahen Menschen, Einsamkeit und anderes.

Damit verbunden ist meist ein Gefühl von Lebensbedrohung, Angst und Hilflosigkeit. SE® sieht Trauma als die biologisch unvollständige Antwort des Körpers auf eine als überwältigend, oft lebensbedrohlich erfahrene Situation an.

Welche Symptome können durch ein Trauma hervorgerufen werden?

Die Symptome nach Schock und Trauma können sehr unterschiedlich sein. Wird eine hohe Aktivierung im Nervensystem nicht wieder abgebaut kann sich das beispielsweise zeigen in

chronischem Stress, Schlafstörungen, Angst-und Panikzustände, jähzornige Wutausbrüche, Überempfindlichkeit, Unkonzentriertheit, Orientierungslosigkeit, Lernprobleme, Kontaktproblemen, Entfremdungsgefühle, Apathie, Depression, Burnout, unbestimmte Schmerzen …

Der Körper verhält sich, als würde die Gefahr weiterhin bestehen und erschöpft sich darin. Unter Umständen werden bestimmte Bereiche , Emotionen, Körperempfindungen und/oder Erinnerungen abgespalten. Häufig kann das zunächst gut kompensiert werden und die Symptome machen sich erst nach längerer Zeit bemerkbar. Oft werden sie dann nicht mehr mit dem traumatischen Ereignis in Verbindung gebracht.

Worin besteht die besondere Arbeitsweise bei SE® ?

Im SE® arbeitet man hauptsächlich mit den physiologischen Reaktionen des Nervensystems und kann auch ohne die Geschichte des Erlebten auskommen, wenn diese nicht erinnerbar oder zu belastend ist. In der Arbeit mit Körperempfindungen, achtsamer Bewegung, Ressourcen, inneren Bildern und im Gespräch über Gedanken und Gefühlen können natürliche Überlebensreaktionen, die ehemals blockiert waren zum Abschluss kommen. Dies geschieht in behutsamen kleinen Schritten, um nicht in Gefahr zu kommen, neu traumatisiert zu werden. Indem der Zugang zu gesunden und heilen Bereichen, die durch das Trauma nicht erreichbar waren, wieder neu gefunden wird, kann die im Trauma gebundene Überlebensenergie dem System wieder nach und nach zugeführt werden. Gelingt das, können sich Enge, Lähmung und Erstarrung wandeln zu mehr Energie, Wahlmöglichkeiten, Zuversicht und Lebensfreude. Symptome, die durch das Trauma entstanden sind, können sich auflösen.

Weitere Informationen unter www.somatic-experiencing.de